Neuigkeiten - Die höfische Liebe

08. Juni, 2011

Minne

Zur Erziehung und (Aus-)Bildung des mittelalterlichen Ritters gehörte neben militärischer Instruktion, Kampfspielen und Jagd auch die Unterweisung in den höfischen Spielen, das Erlernen eines Musikinstrumentes und die schönen Künste wie Tanz, Gesang, Dichtung und das Umwerben der Damen.

Von Seiten der Edeldamen erwartete man sich Schönheit, edle Gesinnung und Tugendhaftigkeit, vor allem aber vornehme Zurückhaltung und Unzugänglichkeit.

Und da nichts eine Frau unerreichbarer und unzugänglicher macht als ein Ehegatte, waren die meisten der idealisierten Damen verheiratete Frauen.

Die Ritter und Poeten der damaligen Zeit hatten nicht den geringsten Zweifel daran, dass nur die Liebe imstande war, die Seele zu adeln und in höhere Sphären zu erheben, den Liebenden also mit der Liebe Gaben zu beschenken.

 

Der Mann, der nicht verliebt ist, kann auch kein Dichter sein, fürwahr!

„Tot ist der, dessen Herz den süßen Geschmack (das süße Sehnen) der Liebe nicht kennt.“

„Wozu ohne Liebe leben, wenn nicht nur, um andere zu belästigen?“ schrieb ein Minnesänger jener Epoche.

Nach der höfischen Sitte und Ästhetik sollte die ‚Edle Dame‘ Verse verfassen und bei Schlachten und Turnieren als Schirmherrin und Inspiration dienen.

In Liebe entbrannte Ritter bewahrten voller Inbrunst die seidenen Tücher, Schals und andere Unterpfande der verehrten Dame auf, die diese fallen ließ oder extra für sie stickte und ihnen schenkte. Selbst ein kampferprobter und tapferer Recke konnte, hingerissen von seinen Gefühlen, im Angesicht der vergötterten Dame beinahe ohnmächtig werden, wie uns Lieder und Sonette jener Zeit berichten.

Aber um der Wahrheit Genüge zu tun, muss auch erwähnt werden, dass die Ritter neben der verehrten Dame durchaus auch eine legitime Ehegattin, Kinder und sogar Geliebte hatten. Und die idealisierten Damen, Ziel der ritterlichen Minne, waren natürlich ihrerseits Ehegattinnen und oftmals auch Geliebte eines anderen.

Bei Licht betrachtet enthüllen diese ‚Minnedienste‘ also durchaus nicht nur positive Seiten.

 

Nach dem Ende des Zeitalters der Kreuzzüge, als Ritterspiele und Turniere immer mehr zu einem ritualisierten Brauchtum wurden, verkam auch die hohe Kunst der Minne zu einer bloßen Karikatur.

Im Jahre 1276 verfasste ein Minneritter namens Ulrich von Liechtenstein aus der Steiermark ein Buch mit dem Titel: „Frauendienst“.

Darin berichtet uns der Dichter beispielsweise von einem verheirateten Ritter, der sein Leben in den Dienst der Gattin eines anderen Ritters gestellt hatte. Um der vergötterten Dame seine Liebe zu beweisen und ihr nahe zu sein, folgte er ihr mit prächtigen Gewändern als Frau Venus verkleidet überall hin und bestritt ein Turnier nach dem anderen für sie. 

Möglicherweise ließ sein Liebesbeweis die Dame auch nicht unbeeindruckt, jedoch ist es eine Sache, wahren Ritterruhm zu erlangen und die errungenen Siege der geliebten Dame zu widmen, in dem man damit zugleich auch die eigenen Ambitionen und den eigenen Stolz befriedigt.

Eine ganz andere Sache ist es jedoch, sich zum allgemeinen Gespött zu machen, indem man auf dem Altar der Liebe seinen ritterlichen und männlichen Stolz opfert.Share

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